Abnehmbare Spangen - Kinder lieben es bunt!

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Behandlung mit herausnehmbaren Apparaturen

Abnehmbare Apparaturen werden anhand von genauen Kiefermodellen und speziellen Wachsregistraten (Konstruktionsbiss) nach einer detaillierten Konstruktionsanweisung durch den Kieferorthopäden im zahntechnischen Labor hergestellt. Sie bestehen aus einem Kunststoffkörper, in welchen verschiedene Drahtteile bzw. Schrauben mit aktiver Wirkung (Druck auf Zahn oder Kiefer) oder passiver Wirkung (Abhalten von Zunge, Lippe, Wange) eingebaut werden.

Abnehmbare Apparaturen

Aktive Platten

Aktive Platten sind herausnehmbare Einzelkieferapparaturen (für Ober- und Unterkiefer). 
Sie werden eingesetzt bei der Behandlung von einfachen Fehlstellungen im Milch- und Wechselgebiss.

Haupteinsatzgebiet von aktiven Platten:

  • Erweiterung des Zahnbogens (bei zu engem Oberkiefer und dadurch bestehender Kreuzbiss-Situation, häufig Folge von Schnuller oder Daumenlutschen)
  • Kippungen von Einzelzähnen (z. B. bei vorgekippten Frontzähnen im Oberkiefer)
  • zur vorübergehenden Unterbrechung der Seitenverzahnung (Bisssperre durch Kunststoffbedeckung der Seitenzähne während der Überstellung eines Kreuzbisses im Frontzahngebiet)
  • Lückenhalter (Platzhalter bis zum Durchbruch der bleibenden Zähne bei vorzeitiger Entfernung von Milchbackenzähnen)
  • Retentionsplatten nach der Behandlung mit festsitzenden Apparaturen (Stabilisierung des erreichten Ergebnisses)

Vorteile von aktiven Platten:

  • Mundhygiene ist nicht erschwert, gründliche Reinigung der Zähne und der Zahnspange ist ohne Einschränkungen möglich
  • frühzeitige Behandlung im Milchgebiss (lutschoffener Biss, Kreuzbiss) – Kinder „lieben bunte Zahnspangen“!

Nachteile von aktiven Platten:

  • nur kippende Zahnbewegungen sind möglich, dadurch sehr begrenzter Einsatzbereich
  • teilweise Behinderung von Zahnbewegungen während des Zahnwechsels durch Halteklammern
  • Sprechen ist manchmal behindert
  • Behandlungsdauer ist länger als bei festsitzenden Apparaturen
  • Erfolg ist von der Mitarbeit des Patienten abhängig (aktive Platten müssen 14 bis 16 Stunden täglich getragen werden, teilweise sogar ständig, um eine optimale Wirkung zu erzielen)
  • Beschädigung oder Verlust der Apparatur durch unsachgemäße Handhabung
  • Bei entsprechender Veranlagung kann es zu Wurzelverkürzungen kommen

Kunststoff-Schienen (= Aligner)

Diese Behandlungstechnik gibt es zwar schon sehr lange ("alte" Bezeichnung: Positioner), aber durch neue Technologien (CAD/CAM) und intensives Marketing vor allem von amerikanischen Konzernen wurde das Anwendungsspektrum der Kunststoff-Schienen in den letzten Jahren insbesondere in der Erwachsenen-Orthodontie deutlich erweitert. Entgegen so mancher Werbeaussage sind Schienen kein vollwertiger Ersatz für festsitzende Apparaturen, da mit Kunststoff-Schienen manche Zahnbewegungen nur eingeschränkt möglich sind. Die transparenten Aligner werden Tag und Nacht getragen und nur zum Essen und Zähneputzen entfernt. Alle zwei bis drei Wochen wird auf eine neue, aktive Schiene gewechselt. Für eine bessere Kraft-Übertragung sind zumeist weiße Kunststoff-Aufbauten auf der Außenfläche der Zähne, sogenannte Attachments, erforderlich. Manchmal sind zusätzlich Gummizüge oder andere Hilfselemente notwendig, um bestimmte Zahnbewegungen möglich zu machen.

Seit einigen Jahren gibt es Software-Firmen, welche Zahnkorrekturen mit Alignern "auf dem Postweg" ohne Beachtung zahnmedizinisch-kieferorthopädischer Standards vermarkten. Diese "Direct-to-consumer"-Anbieter sind vor allem in den sozialen Medien und Netzwerken stark präsent und preisen ihre Software-Dienstleistungen mit aggressiven Werbemethoden an – ähnlich den suggestiven Marketing-Methoden für den Verkauf von Kosmetik-Artikeln. Influencer geben sich zu Unrecht als Experten aus und schüren eine ständig steigende Nachfrage nach kosmetischen Zahnkorrekturen mit den Plastikschienen.

Aber Achtung! Eine Zahnkorrektur mit Schienen ohne vorherige ordnungsgemäße Diagnostik und ohne regelmäßige klinische Überwachung durch einen fundiert ausgebildeten und erfahrenen Kieferorthopäden birgt erhebliche Risiken für die Gesundheit der Zähne, des Zahnhalteapparats und des Kiefergelenks. Zähne sind keine Dominosteine, die man x-beliebig im Mund hin- und herschieben kann!

Ihr Kieferorthopäde wird Sie beraten, ob Ihre Fehlstellung mit Schienen oder doch besser mit einer festsitzenden Apparatur korrigiert werden sollte. Letztlich hängt es immer von der Art der Fehlstellung ab, ob eine Behandlung mit Alignern möglich, sinnvoll und zielführend ist.

Vorteile von Alignern: 

  • Mundhygiene ist nicht erschwert, gründliche Reinigung der Zähne und der Aligner ist ohne Einschränkungen möglich
  • Essen ist ohne Einschränkungen möglich. 
  • Aligner sind wenig sichtbar (deswegen auch bei Erwachsenen sehr beliebt).

Nachteile von Alignern:

  • Hohe Tragedisziplin ist erforderlich (Tag und Nacht).
  • Das Sprechen kann beeinträchtigt sein (vor allem bei jedem Wechsel auf eine neue Schiene).
  • Manchmal gelingt die Feineinstellung der Zähne nicht zufriedenstellend.
  • Langzeitauswirkungen des Materials im Mund sind bislang noch unbekannt (vor allem bei starkem Abrieb der Schienen durch Knirschen).

Funktionskieferorthopädische Apparaturen (FKO)

Funktionskieferorthopädische Apparaturen beruhen auf einem gänzlich anderen Wirkungsprinzip als aktive Platten oder Aligner. Diese Geräte sind mehr oder weniger starre Apparaturen für Ober- und Unterkiefer, die im Mund liegen und durch die Muskulatur in einer bestimmten Position gehalten werden müssen – sie sind sozusagen „Turngeräte“ für die Kau- und Lippenmuskulatur. Die Korrektur der Zahnstellung, vor allem aber die Steuerung des Kieferwachstums und dadurch die Korrektur der Stellung von Ober- und Unterkiefer zueinander wird durch eine geschickt gesteuerte Ausnutzung und Umlenkung von Kau- und Muskelkräften während des Zahnwechsels bzw. in der Hauptwachstumsphase erreicht.
Verschiedene Arten von funktionskieferorthopädischen Apparaturen (mit ähnlichem Wirkprinzip, aber unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien) sind: 
Bionator nach Balters, Gebissformer nach Bimler, Elastisch-offener Aktivator nach Klammt, Funktionsregler nach Fränkel, Maxillator, skelettierter Aktivator, Twin Block-Apparatur, Züricher Aktivator nach Teuscher, Doppelvorschub-Platten nach Sander (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).

Haupteinsatzgebiet von funktionskieferorthopädischen Apparaturen

Falsches Verzahnungsmuster im Seitenzahngebiet (Rücklage oder Vorlage des Unterkiefers bzw. Vorlage des Oberkiefers)
Tiefer Biss durch zu niedriges Untergesicht (Bisshebung durch gesteuertes vermehrtes „Herauswachsen“ der Seitenzähne)
Offener Biss durch zu hohes Untergesicht (Bissvertiefung durch Behinderung des weiteren Höhenwachstums des Kieferknochens)
Unterstützung bei der Abgewöhnung von Lippen- oder Zungenfehlfunktionen (Einlagerung der Unterlippe hinter vorgekippten oberen Frontzähnen; Lippenreiten; falsche Zungenruhelage)

Vorteile von FKO: 

  • Mundhygiene ist nicht erschwert, gründliche Reinigung der Zähne und der Zahnspange ist ohne Einschränkungen möglich
  • Behandlung im frühen Wechselgebiss ist möglich, vor allem bei großen Diskrepanzen zwischen Ober- und Unterkiefer (Gefahr von Frontzahnbeschädigungen bei stark vorgekippten Frontzähnen bzw. großer Frontzahnstufe)
  • gute Beeinflussung des Profils bzw. der allgemeinen Gesichtsharmonie durch gezielte Wachstumssteuerung und Beeinflussung der Muskulatur
  • Zahnwechsel wird nicht gestört, gezieltes Einschleifen der Apparatur zur Steuerung des Zahnwechsels ist möglich

Nachteile von FKO:

  • Korrekturen von Einzelzähnen sind nicht bzw. kaum möglich
  • (unerwünschte) Nebenwirkungen auf Frontzahnstellung
  • Sprechen ist teilweise stark behindert
  • Behandlungsdauer ist länger als bei festsitzenden Apparaturen
  • Erfolg ist von der Mitarbeit des Patienten abhängig (Aktivatoren müssen 14 bis 16 Stunden täglich getragen werden, teilweise sogar ständig, um eine optimale Wirkung zu erzielen!)
  • Erfolg stellt sich bei großen Wachstumsdefiziten nicht immer ein
  • bei männlichen Jugendlichen in der Hauptwachstumsphase des Unterkiefers (13. bis 15. Lebensjahr!) mangels Mitarbeit kaum einsetzbar
  • Beschädigung oder Verlust der Apparatur durch unsachgemäße Handhabung
  • bei entsprechender Veranlagung kann es zu Wurzelverkürzungen kommen
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